Fallvignette
Kokainkonsum in einer Opioidagonistentherapie (Ko-Konsum)
Herr G. ist Ihnen bereits seit einigen Jahren als Patient im Rahmen einer Opioidagonistentherapie (OAT) bekannt. Nach vorübergehender Stabilisierung besteht seit einigen Wochen vermehrter Beikonsum von Heroin und Kokain.
Was sollten Sie wissen?
- Heroin und Kokain werden häufig in Kombination konsumiert, die unterschiedliche Wirkungsweise ergänzt sich aus Sicht der Konsumierenden sinnvoll. Die Phase nach dem Abklingen der Kokainwirkung wird durch Heroin (längere HWZ), aber auch durch Alkohol oder sedierende/beruhigende Medikamente aufgefangen. Ein direktes Gemisch aus Kokain und Heroin nennt man „Speedball“. Es wird üblicherweise iv oder nasal konsumiert. Es birgt die besondere Gefahr einer Heroinüberdosierung, durch zunächst „hemmenden“ Effekt des Kokains und bei Nachlassen von dessen Wirkung durch die volle atemdepressive Wirkung des Heroins.
- Besteht ein zusätzlicher dauernder Kokainkonsum, sind die Langzeitprognosen im Allgemeinen schlechter. Der intravenöse Konsum findet häufiger unter schlechten hygienischen Verhältnissen als bei reinen Heroinkonsumierenden statt, wodurch die Infektionsgefahr erhöht ist.
- Beikonsum im Rahmen einer OAT macht in der Regel eine erteilte Fahrerlaubnis wieder rückgängig.
- Häufig regelt der erhöhte finanzielle Aufwand den zusätzlichen Drogenkonsum, die Konsumierenden kehren zum Opioidagonisten als „Hauptstoff“ zurück. Cave: Heroinentzug und akute Kokainwirkung können ein klinisch ähnliches Bild erzeugen.
Wie können Sie helfen?
- Machen Sie eine komplette Untersuchung der Venen, um Infektionsherde zu lokalisieren.
- Überprüfen sie die Dosis der Opioidagonisten. Beikonsum von Heroin - oft aber auch von Kokain- kann bei ausreichender OAT (bei Methadondosen ab 60-100 mg) sistieren. Hier Hinweise zur Methadondosierung.
- Falls noch nicht erfolgt, holen Sie sich Hilfe bei einer Suchtfachstelle oder bei
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . - Bleibt der Kokainkonsum auf hohem Niveau, motivieren Sie die Patientin oder den Patienten zu einem stationären Teilentzug
oder zu einer ambulanten kokainspezifischen psychotherapeutischen Intervention unter Beibehaltung des Opioidagonisten.