Einleitung
- Alkohol ist ein legales Konsummittel, dessen Wirkung zwischen Genussmittel, Heilmittel und Droge anzusiedeln ist
- Alkohol gehört zu den fünf wichtigsten Krankheitsfaktoren und verursacht in der Schweiz 9% der gesamten Krankheitslast (> 60 verschiedene Erkrankungen, vorzeitiger Tod) sowie soziale Kosten zwischen 4 bis 6.5 Milliarden CHF / Jahr
- Das Krankheitsrisiko steigt bei höheren Alkoholmengen (Dosis-Wirkungs-Beziehung)
- Die schweizerische Alkoholpolitik unterscheidet die drei folgenden Konsummuster:
- In der Medizin wird zudem unterschieden zwischen Alkoholabhängigkeit und schädlichem Gebrauch/Alkoholmissbrauch
- Ca. 250'000 Personen in der Schweiz sind alkoholabhängig oder zumindest stark alkoholgefährdet, davon rund zwei Drittel Männer
- Ca. 20% der Bevölkerung haben einen problematischen Alkoholkonsum, vgl. Alkoholkonsummuster
- Der grösste Anteil der alkoholabhängigen Menschen (75%) wird zumindest einmal pro Jahr von Allgemeinärztinnen und -ärzten gesehen. Sie suchen die Ärztin, den Arzt oft aus anderen Gründen auf. Durch Erfahrung diagnostiziert sie/er körperliche, psychische und/oder soziale Folgen von etablierter Alkoholabhängigkeit. Es wäre ein Erfolg, wenn zukünftig mehr dieser Patientinnen und Patienten zu suchtspezifischen Behandlungen motiviert werden könnten.
- Schwierigkeiten bereitet es, Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum zu erkennen (vgl. Früherkennung); die Herausforderung liegt darin, die Problematik anzusprechen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und bei Bedarf die Patientinnen und Patienten für eine Verhaltensänderung zu motivieren (vgl. Fallstricke)
Zahlen zum Alkoholkonsum in der Schweiz
- 10.9 % täglicher Alkoholkonsum
- 10.3% Rauschtrinken mind. einmal pro Woche
- 4.3% chronisch risikoreicher Alkoholkonsum
- Ca. 5% Alkoholabhängigkeit (Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, s. www.suchtmonitoring.ch; BFS, 2018; Gmel et al., 2017)
- Der Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols hat seit 1992 stetig abgenommen
Ziele
- Früherkennung und -intervention in der Hausarztpraxis bei Personen mit einem problematischen und abhängigen Alkoholkonsum
- Problematik ansprechen
- Bewusstsein für die Problematik schaffen
- für eine Verhaltensänderung motivieren (vgl. Kurzintervention, Motivierende Gesprächsführung)
- Motivation zur Beanspruchung professioneller Angebote im Suchthilfesystem
- Adäquate Behandlung und Betreuung von Patientinnen und Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit
- Alkoholabhängigkeit als Krankheit anerkennen (Überwindung von Stigmatisierungen; vgl. Früherkennung/Frühintervention)
Methoden
- Schematisches Vorgehen als Orientierungshilfe für die Beurteilung und Behandlung bei problematischem Alkoholkonsum und Abhängigkeit
- Vermittlung von:
- Screening Methoden
- Instrumenten zur Früherkennung und –intervention, insbesondere zu Kurzintervention und motivierender Gesprächsführung
- Hintergrundwissen über und Handlungsanweisungen zum Umgang mit problematischem Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit
- Informationen zu spezifischen Themen wie Alkohol beim Älterwerden, Schwangerschaft, Kontrolliertes Trinken, Alkoholkonsum bei Jugendlichen
Impressum